Mittwoch, 14. November 2007

Facharztfetischismus


Facharztfetischismus


Heute habe ich mich schon zweimal aufgeregt.

Warum?

Zuerst las ich in der Ärztezeitung: AOK verhilft zu schnellerem Facharzttermin.

Mal davon abgesehen, dass die AOK auch nur herumtelefonierte und dann eben einen anderen Facharzt nannte als den welchen der Patient wollte, frage ich mich nach dem Sinn und dem Selbstverständnis einer solchen Aktion.

Heute Abend durfte ich bei der Lektüre eines Antrages zur Mutter-Kind-Kur lesen: „Soweit Sie in fachärztlicher Behandlung sind, sollte dieser (der Antrag) von dem behandelnden Facharzt ausgestellt werden“.

Was soll das bitte schön??

(Facharzt für Formularwesen wäre wohl noch zu empfehlen!)

Was wird da schon seit Jahren suggeriert?

Was ist ein Facharzt? Was ist ein Hausarzt, wie es neuerdings heißt?

Gemeinsam ist allen das Studium der Medizin. Und zwar exakt identisch.
Nach dem Studium kommt die praktische Ausbildung.

So und jetzt trennen sich die Wege.

Was macht ein Augenarzt?

Er lernt im Krankenhaus ausschließlich auf einer Augenabteilung. Sollte davon also nach Ablauf von 5 Jahren Ahnung haben. Die Prüfungen sind so dass alle sie bestehen. (Kaffeetrinken)

Was macht ein Gynäkologe?

Er lernt im Krankenhaus ausschließlich auf einer Gynäkologisch-Geburtshilflichen Abteilung. Sollte davon also nach Ablauf von 5 Jahren Ahnung haben. Die Prüfungen sind so dass alle sie bestehen. (Kaffeetrinken)

Was macht ein Orthopäde?

Er lernt im Krankenhaus ausschließlich auf einer Orthopädischen Abteilung. Sollte davon also nach Ablauf von 5 Jahren Ahnung haben. Die Prüfungen sind so dass alle sie bestehen. (Kaffeetrinken)

Was macht ein HNO Arzt?

Er lernt im Krankenhaus ausschließlich auf einer HNO-Abteilung. Sollte davon also nach Ablauf von 5 Jahren Ahnung haben. Die Prüfungen sind so dass alle sie bestehen. (Kaffeetrinken)


Was macht ein Internist?

Er lernt im Krankenhaus ausschließlich auf einer Internistischen Abteilung. Sollte davon also nach Ablauf von 5 Jahren Ahnung haben. Die Prüfungen sind so dass alle sie bestehen. (Kaffeetrinken)

Was macht ein Chirurg?

Er lernt im Krankenhaus ausschließlich auf einer Chirurgischen Abteilung. Sollte davon also nach Ablauf von 5 Jahren Ahnung haben. Die Prüfungen sind so dass alle sie bestehen. (Kaffeetrinken)

Die Reihe ließe sich fortsetzen.

So und nun der Hausarzt??

Es wird suggeriert der ist kein Facharzt? Und was ist dann der Facharzt für Allgemeinmedizin anderes als ein Facharzt? Früher lief das unter dem Begriff: Praktischer Arzt.
Nun die Umbenennung hat die Ignoranz nicht beendet.

Aber kommen wir zum Inhalt. Die Ausbildung eines Praktischen Arztes bzw. eines Arztes für Allgemeinmedizin umfasst als Pflichtfächer: Innere Medizin, Chirurgie und Wahlfach wie Gynäkologie oder auch andere.
In der Regel haben viele Praktische Ärzte mehrere Fachrichtungen absolviert. Sie sind also nicht nur die Spezialisten die frei nach Goethe alles über nichts wissen sondern umfassend ausgebildete Ärzte in mehreren Disziplinen.

Die Bezeichnung für Facharzt sollte in Flacharzt umbenannt werden dies würde dann den Sachverhalt erkenntnisreich beschreiben.

Ein Facharzt weis in der Tat nichts. Er hat lediglich sein Fach gelernt. Er hat nie umfassend gelernt dass der Mensch, der Patient eine Gesamtheit ist. Er sieht nur Organe und diese nur fachbezogen.

Wo er sicherlich im Vorteil ist das ist die Technik. Dies hat aber einen ganz banalen Grund und der heißt: Geld.
Diese Technik kostet Geld und dies in der dann erforderlichen Vielfalt ist für einen Allgemeinmediziner nicht bezahlbar.

Also auch der Fach/Flacharzt hat seine Berechtigung.

So und nun noch einmal zu dem was ärgerlich ist.

Nehmen wir zum Beispiel die Impfung gegen Krebs. Impfen ist und war schon immer die Aufgabe des Allgemeinarztes. Auch hier haben Pharmaindustrie und Fehlsteuerung dazu beigetragen, dass Gynäkologen als Impfärzte fungieren. Dies sollte zwar von der KV korrigiert werden, die klar sagte dass Impfen lediglich die Allgemeinärzte bezahlt bekommen. Aber da hat die Ärztekammer jetzt gegengesteuert und die Weiterbildungsordnung manipuliert, so dass Fachärzte weiterhin impfen dürfen.

Aber der Gedanke dass diese dafür geeigneter wären ist nicht nur dumm und unverschämt sondern auch falsch.

Erstens kennt der Hausarzt seinen Patienten immer noch umfangreicher und ist als Impfarzt für alle Impfungen zuständig und geübter und zweitens sind Impfkomplikationen, wenn sie denn auftreten, durch einen Gynäkologen nicht beherrschbar, da er dafür nicht ausgebildet ist. Er ist ja wie gesagt Flacharzt.

Aber wie dargetan, die Medien, auch die Kassen werben für den Facharzt, und genau so als ob der andere, der Hausarzt nicht auch Facharzt wäre. (Facharzt für Allgemeinmedizin).

Durch die recht hemmungslose Gerätemedizin entstehen durch den Facharzt in aller Regel wesentlich höhere Kosten.
Nun frage ich mich wie weit denken die Kassen? Eine Impfung durch einen Gynäkologen ist in keinster Weise qualifizierter im Gegenteil.
Und überhaupt was hat eine Impfung mit den Geschlechtsorganen zu tun?? (Insbesondere wo die HPV Impfung ja für virgile, also Jungfrauen ist.)

Die Einsetzung der Apparatemedizin ist auch nichts anderes als der Mangel an Ganzheitlicher Vorgehensweise und Mangel an ärztlicher Erkenntnisfähigkeit.

Die Arbeit eines Arztes hat viel mit seiner Erfahrung zu tun. (Nicht mit einem Absitzen durch Arbeiten im Krankenhaus mit anschließender „Prüfung“)
Ein guter Arzt beobachtet einen Patienten sehr genau und zwar alles. Von Sprache, Ausdruck, Kleidung, Geruch, Bewegung, Haut, bis zur körperlichen Untersuchung. Und er fragt ihn und hört ihm zu.
Man nennt dies Anamnese und Untersuchung. Dies ist immer die Grundlage jedes Arztes. Dafür bedarf es außer eines Stetoskopes keinerlei weiterer Technik allerdings jeder Menge an ärztlichem Wissen und Erfahrung.

Bereits damit sind die meisten Diagnosen klar zu umreisen. Wenn dann noch eine technischer Abklärungsbedarf besteht so findet der selbstverständlich statt.

Nun noch ein Blick in die Zukunft: Das Jahr 2008. Es kommt ein neuer EBM der besagt dass ab 2009 die Kassen in Euro und nicht in Kopfpauschale zu bezahlen haben. Also im Klartext die Kassen werden dann die real verursachten Kosten einer Behandlung bezahlen müssen. Zurzeit ist es so dass, wenn Patienten mehrere Ärzte in Anspruch nehmen die Bezahlung welche die Kassen beisteuern dennoch dieselbe bleibt. Dies wird sich ändern.
Ich bin mal gespannt wie die Kassen dann, also in einem Jahr zu diesem Facharztfetischismus stehen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wenn zwei sich streiten...
Was hälste den von den ganzen Homeopathen, Kräutzersammlern und Akupresseuren und Handauflegern, die alle weitestgehend ohne Kassen klarkommen (müssen)..
Bio und Öko ist ein klarer Trend!

Anonym hat gesagt…

Man sollte nicht alles in einen Topf schmeißen. Differenzieren. Wie wärs damit mal einen Versuch zu machen. Und Fragen klar und gezielt zu stellen??